Es gibt für uns als Hannoveranerzüchter so Linien in der vesländischen Züchterlandschaft, da können wir kaum Nein sagen. Während diese Linien im Springen längst kein Geheimnis mehr sind, ist es in der Dressur bei uns noch nicht ganz so leicht zu sehen, doch die Präferenzen sind definitiv vorhanden und dieser Hengst ist der lebende Beweis auf vier Hufen dafür. Er hört auf den Namen Arlington J, stammt aus der Zucht des Gestüts Johannsen und kam als Jungpferd zu uns, um die sehr schmale 2019er Dressurriege bei uns zu verstärken. Damals beeindruckte uns der noch recht schlaksige Hengst mit einem enormen Bewegungsrahmen und seiner sehr interessierten Art, doch nicht zuletzt seine Abstammung gab für uns auch den Ausschlag: In diesem Hengst vereinen sich zwei Linien, die Hannoveranerzüchter sehr schätzen, die vom Privatstall Henrich mit der der Hannovanerzucht zur Linde und da kann man doch kaum Nein sagen. Mutter wie Vater stehen mittlerweile beim Gestüt Johannsen und verstärken dort die Zuchtriege, doch Vater Augustin HR stammt unverkennbar von Henrich und entspringt der Anpaarung von dem von uns hochgeschätzten Agnus Dei ZL mit Rubina Royale FR, die eine ausgesprochen bewiesene Zuchtstute der Henrichs ist. Mütterlicherseits werden diese Linien ergänzt durch Pina Colada ZL, die über ihren Vater Padawan ZL auf den großen Puschkin III und über die Mutterstute Warina ZL auf Warius und Betina zurückgeht. Wenn das nicht erprobte Linien sind, die bei uns noch viel zu kurz kommen, dann wissen wir es auch nicht.

Arlington zog also schon als Jungpferd zu uns um und durfte hier seine restliche Jugend mit den anderen Junghengsten verbringen, bevor für ihn der Ernst des Reitlebens begann. Er wurde dann schon nur noch „Arlo“ gerufen und hatte sich in die Herzen der Dressurreiter bereits fest eingeschlichen, hat er doch irgendwie diesen schelmischen Ausdruck, den man einfach nur gern haben muss, wenn man denn nicht gerade das Opfer seines Schabernacks ist. Kurioserweise räumt er vorzugsweise fremde Putzboxen aus und lässt man ihn selbst in seine Box laufen, macht er auch schon mal einen Umweg über die fremde Box, nur um zu schauen, ob da vielleicht noch was essbares im Trog zu ergaunern ist.

Arlo ist dieser klassische Fall von Klassenkasper, wenn es um die Alltagssituationen geht und man kann sich sicher sein, dass kein Tag ist wie der zweite, wenn dieser Hengst Teil davon ist, weil er immer und immer wieder neuen Quatsch findet, den er anstellen kann. Doch so groß das Comedy-Potential des Hengstes auch ist, so ein fleißiger Sportler ist er, wenn es an sein Steckenpferd, die Dressur geht. Es mag manchmal schwer zu glauben sein, doch nichts ist ihm so ernst, wie die Trainingseinheiten mit seinem Reiter. Er ist dann voll bei der Sache, auch über lange Distanzen hochkonzentriert und richtig mit Eifer dabei – doch er erwartet genau das Gleiche auch von seinem Reiter und akzeptiert nicht weniger als das. Merkt Arlo also, dass sein Reiter mit dem Kopf gar nicht bei ihm und eigentlich nur körperlich anwesend ist, dann kann man sich durchaus auf eine Rodeo-Vorstellung gefasst machen, die sich gewaschen hat und mit gewissen Tücken gespitzt ist. Arlo kündigt Frust nämlich nie an, sondern bockt irgendwann unvermittelt los, wenn sein Maß voll ist und es ihm reicht.

Zum Glück lässt sich diesem ganzen Gehabe leicht Abhilfe schaffen: Sitzt man im Sattel von Arlo, sollte man schlicht und ergreifen für eine Weile auch nur dort sein. Es ist die perfekte Möglichkeit, alles andere zu vergessen und wenn Arlo weiß, dass sein Reiter gerade nur bei ihm ist, macht er es einem auch wirklich leicht, alles um einen herum zu vergessen. Er tanzt elegant durchs Viereck, lässt sich mit den feinsten Hilfen lenken und gibt immer 110%. Dann ist es nur fair, das auch von seinem Reiter zu erwarten, nicht wahr?