Wer Carlo sieht, würde definitiv nicht vermuten, dass in diesem Wonneproppen mehr als 80% Vollblut steckt. Aber der Rappe ist einfach ein richtiges Kraftpaket und - unter uns gesagt - auch ein ganz guter Futterverwerter. Zumindest müssen wir uns nie Sorgen machen, dass Carlo Hunger leidet. Ein bisschen müssen wir uns vielleicht sorgen, dass andere Pferde um ihn herum in Ruhe fressen können. Wenn jemand futterneidig ist, dann dieser Trakehner - und das, obwohl er schon zunimmt, wenn er auch nur ein einziges Haferkorn ansieht. Sein eigenes Futter lässt er auch gern links liegen, wenn er sieht, dass ein anderes Pferd ebenfalls frisst. Das Futter von den anderen könnte ja schließlich so viel besser sein. Auf der Liste der anstrengendsten Mitbewohner steht er sicherlich ziemlich weit oben und bei seinen Herdenmitgliedern muss stets darauf geachtet werden, dass sie Rückzugsorte haben, an denen sie in Ruhe fressen können. Aber auch sonst ist Carlo einer von der etwas lästigen Sorte. Er hat schier grenzenlose Energie (wohl von der Vollblut-Seite) und will eigentlich immer spielen, egal ob mit Mensch, Pferd, Hund oder Kaktus. Oft bekommt er dabei eins auf die Nase (egal ob von Mensch, Pferd, Hund oder Kaktus), weil er Warnsignale einfach ignoriert. Aber auch das trübt seine Laune nicht lange und Mensch und Pferd haben alle Hände voll zu tun damit, ihm etwas Manieren beizubringen.
Dafür ist Carlo eine wirkliche Augenweide, der vermutlich auch in einer Dressur zu begeistern wüsste. Sein lackschwarzes Fell zieht ebenso die Blicke an wie seine Aufmachung. Er ist ein ausgesprochen typvoller Kerl mit viel Kaliber und einem kräftigen, aber trotzdem edlen Trakehnerkopf mit einem wachen, klaren Auge. Der Hals ist ausreichend lang und mittelhoch angesetzt und geht in einen kräftigen Rücken über. Carlo besticht aber vor allem auch im Fundament und natürlich mit seiner überragenden Bewegungsqualität.
Aber Carlo ist nicht nur ein Pferd fürs Auge, sondern auch eines fürs Herz. Der Rappe strotzt nur so vor Energie, kann aber auch ganz sanftmütig sein. Vor allem mit kleinen Wesen - Kindern, kleinen Hunden, Katzen, etc. - zeigt er sich von seiner ganz vorsichtigen Seite und zeigt sich ganz zärtlich. Erlebt man den Macho mit gleichaltrigen oder älteren Pferden möchte man das gar nicht vermuten.
Bei der Arbeit steht er immer ein wenig unter Strom, solang er nicht seine volle Power in die Bewegung stecken darf, aber auch hier lernt er immer mehr dazu und leidet mehr an einem Überschuss an Motivation als an Ungehorsam oder Schreckhaftigkeit. Ein bisschen gruseln kann er sich schon manchmal, aber dabei verliert er nie den Kopf und entscheidet sich im Zweifel immer dazu, beim Menschen zu bleiben, den er ja irgendwie zumindest als Futterspender ganz lieb gewonnen hat.
Carlo begeistert in der Bewegung genauso wie am Sprung. Er ist einfach ein richtiges Powerpaket mit drei eindeutig überdurchschnittlichen Grundgangarten, die obendrein klar voneinander getrennt sind. Wäre er nicht so ein tolles Vielseitigkeitspferd, müsste er vermutlich Dressurpferd werden. Und bei seinem imposanten Gebäude würde das vermutlich ziemlich gut aussehen. Vielleicht blüht ihm ja noch eine Zweitkarriere.