Der kleine Vitamin, wie er bei uns genannt wird, wirkt wie ein ziemlich durchschnittliches Fohlen, ein bisschen was von allem - nur sonderlich ängstlich ist er nicht. Der erste Eindruck erinnert etwas an die Mama, interessiert, aber dennoch nicht motiviert herzukommen - oder wegzulaufen - steht er einfach da, reagiert nicht groß, wenn man ihm näher kommt oder einen großen, bunten Ball auf ihn zu rollt, nur die Ohren sind eifrig gespitzt und manchmal wird der Kopf gehoben, gesenkt oder schief gelegt, um die Lage abzuchecken. Nicht selten kommt es erst zu einem kleinen Zusammenstoß, oder der unvorsichtige Mensch hat die Hand schon im kuscheligen Fohlenfell versenkt, als Vitamin dann doch zurückweicht. Dadurch wirkt es manchmal, als würde er nicht gerne gestreichelt werden, aber das stimmt nicht ganz - er ist nur etwas überrumpelt, so, als hätte er es einfach nicht mitbekommen, dass man sich ihm seit drei Minuten mit lockenden Rufen nähert. Seine kurzen Schreckmomente sind allerdings wirklich schnell vorrüber und vorallem immer von zurückweichender Art, im schlimmsten Fall - wenn er es dann doch etwas mit der Angst zu tun bekommt - bringt er sich mit ein paar Trabschritten aus der Gefahrensituation, nie jedoch würde er aus Überraschung beißen oder treten. Ab und an geht er dann von sich aus wieder drauf zu, meistens wartet er allerdings mit stoischer Ruhe ab, bis das Ding von selbst auf ihn zu kommt, oder der Zweibeiner es ihm näher trägt. So läuft das schließlich meistens, und wenn es nicht zu ihm kommt, verpasst er auch nichts, denn was kein Interesse an ihm hat kann ihm schließlich auch egal sein. Im Umgang mit Artgenossen ist er wesentlich aufgeschlossener, geht schon mal von sich aus neugierig auf fremde Pferde zu, fordert seine Kumpels zum Spiel auf und beteiligt sich an den Raufereien und Wettrennen. Dabei sieht man den sonst so gelassenen Hengst auch mal richtig wild toben, Bocksprünge machen und sich eindrucksvoll auf die Hinterbeine stellen. Wenn er Lust hat - ansonsten sieht man ihm klar an, dass er nur halbherzig auf die gespielten Angriffe seiner Altersgenossen reagiert und trotzdem macht er mit, obwohl er dem auch mit einer gezielten Geste ein Ende setzen könnte - der kleine Vitamin hat sich nämlich schnell an die Spitze der dreigliedrigen Youngsterbande gesetzt und sein Wort wird respektiert. Auch sonst ist er immer wieder mit dabei, wenn seine Freunde die Koppel erkunden - obwohl ihn diese genauso wenig interessiert wie das Land außerhalb der Zäune - und obwohl er keinetwegs unsicher wirkt, wenn er die anderen doch mal alleine losziehen lässt und alleine zurück bleibt. Letzteres merkt man auch im Umgang mit Menschen, mit wenig Neugierde, aber dafür umso mehr Gelassenheit lässt er sich von der Koppel holen, anbinden, putzen und so sämtliches Zeug mit sich machen, als ob da gar nichts dabei wäre. Dabei genießt er Kuscheleinheiten besonders gerne, während er bei der Arbeit immer erst motiviert werden muss, denn auch hier kann er manchmal ein wenig eigen sein und wenn er keine Lust hat, kann es schwierig sein, ihn zur Kooperation zu überreden. Doch auch wenn Vitamin manchmal etwas langsam wirkt, lernt er, wenn er will, sehr schnell - und zwar nicht immer nur das, was er soll. Er behält zum Beispiel auch sehr gut, bei welchem Trainer er wirklich etwas tun muss oder welcher Trick bei wem am besten funktioniert, um das tun zu können, worauf er gerade Lust hat. Hinter dem coolen, unbeeindruckten Äußeren steckt jedenfalls ein cleverer Kerl, der weiß, was er will, und es faustdick hinter den Ohren hat - da muss man schon gut aufpassen, wie man sich ihm gegenüber verhält, denn jeder Fehler seitens des Menschen könnte nachhaltige Folgen haben. So schwierig es manchmal sein kann, Vitamin zur Kooperation bei der Arbeit zu motivieren und für die gewünschten Zwecke einzusetzen, so leicht ist es jedoch, ihn für Streicheleinheiten zu begeistern, die genießt er nämlich - nach einer anfänglichen Überraschung, wenn er nicht gemerkt hat, dass sie kommen - ganz besonders.

2015/2016 hat Vitamin einiges gelernt - zum Beispiel in der Bodenarbeit und beim Gelassenheitstraining, vorallem jedoch lernte er im Freilauf die Kommandos für die Grundgangarten kennen. Nicht nur mit Kira hat er dabei gearbeitet, sondern auch Holly lernte er kennen - was ihn, zu Überraschung aller, erstmal tatsächlich überrascht haben schien. Scheinbar weiß er die Routine und seine Bezugsperson Kira durchaus zu schätzen, auch wenn das der coole Herr natürlich nie zeigen würde. Außerdem lernte er den Hufschmied kennen - war es anfangs gar kein Problem, den Huf auf den Bock zu stellen, wurde es ihm nach ein paar Terminen allerdings zu blöd. Inzwischen hat er auch gelernt, dass ein geschrecktes Seitwärts-Hüpfen in diesem Fall sehr zielführend ist, um die Prozedure für ein paar Streicheleinheiten zu unterbrechen... und er ist ja nicht blöd, der Herr Vitamin.
Beschreibung von Stogadis