Schachmatt, die von uns nur liebevoll Schnitzel genannt wird, hat nur die besten Eigenschaften von ihren Eltern geerbt und das zeigt sich im Umgang mit der Stute sehr schnell. Sie ist weder so scheu wie ihr Vater, noch so eifersüchtig wie ihre Mutter, aber Langeweile kommt im Umgang mit ihr doch nicht leicht auf. Schnitzel täuscht schon gerne mit ihrem Äußeren. Wie oft bekommt man doch zu hören, was für ein schöner Hengst sie doch sei. Verständlich, denn schon in jungen Jahren hatte sie eine imposante Statur entwickelt und wenn sie einen Sprung sieht, dann plustert sie sich auf wie ein Hengst beim Anblick einer Stute. Trotz ihres vergleichsweise ausgeglichenen Charakters ist Schnitzel kein Anfängerpferd. Sie hat ein sehr begrenztes Maß an Geduld – und das ist wohl schon als ihre schlechteste Eigenschaft zu nennen. Wenn sie warten muss, lässt sie sich schnell Unsinn einfallen und dieser Unsinn kann harmloses Wiehern, aufgeregtes Scharren, nervöses Tänzeln oder der Versuch, sich beim Steigen mit dem Strick zu erhängen, sein. Wie erwähnt: mit Schnitzel wird es nicht langweilig, aber man tut gut daran, dafür zu sorgen, dass ihr nicht langweilig wird. In der Regel ist sie ganz cool, solange sie etwas zu tun hat und einen Schrecken jagt ihr nichts so leicht ein. Dennoch beweist sie auch gern, dass sie mehr von einem Hengst hat als nur das gute Aussehen und testet die Dominanz ihres Trainers, wenn der ihr nichts Besseres zu tun gibt. Eines ist klar: Schnitzel sollte man nicht wegen ihres niedlichen Rufnamens unterschätzen, die Stute hat eine Willensstärke, die Ihresgleichen sucht. Und nur wer damit klarkommt, bekommt auch ihre liebenswerte Seite zu sehen, wenn sie sich manchmal ganz unerwartet anschmiegt oder nach einem anstrengen Training noch einmal alles gibt, um ihren Trainer stolz zu machen. Man kann sich darauf verlassen, dass Schnitzel die Stimmung ihres Reiters erkennt, ob sie darauf reagiert, hängt aber ganz von ihrer Laune ab, den Tag vermiesen lässt sie sich jedenfalls von schlecht gelaunten Menschen nicht.

Dressur? Nein, danke. So etwa würde Schnitzel sich darüber äußern, denn mit der Disziplin, die einige als die Grundlage jeder Arbeit sehen, kann man die Stute sehr gut jagen. In der Dressur geht ihr alles viel zu langsam, in der Stute steckt eindeutig das Temperament und die Bewegungsfreude ihres Vaters, gepaart mit einem kräftigen Dickkopf ist sie nicht unbedingt perfekt für die Dressur geeignet und zeigt auch überhaupt keine Freude daran, wenn wir sie doch dazu zwingen. Dabei hat sie theoretisch recht schöne Gänge, aber trotz allem wird sie doch nie über das E-Niveau hinauskommen.
Niemand dürfte Zweifel daran haben, dass Schnitzel ganz einfach für das Springen geboren wurde, was durchaus erfreulich ist, weil sie auch dafür gezüchtet wurde. Die L-Sprünge, die sie bisher überwinden darf, stellen keine Herausforderung für das Talent dar, eher schon tut das die Kooperation mit dem Reiter. Die Stute hat große Freude an der Arbeit am Sprung und mit den Stangen und sie ist stets völlig auf die Hindernisse konzentriert. Dabei vergisst sie aber manchmal, dass sie auch noch jemanden auf ihrem Rücken hat und wenn der sich zu grob bemerkbar macht, kann es zu gröberen Auseinandersetzungen kommen. Unter dem Sattel zeigt Schnitzel, was sie vom Boden aus gerne zurückhält und im Parcours entwickelt sie einen unbrechbaren Siegeswillen und eine beeindruckende Entschlossenheit. Sie arbeitet selbstständig und vorausschauend und scheint quasi nie müde zu werden. Dafür benötigt sie noch einige Lektionen darin, auf den Reiter zu hören, sie glaubt gerne, selbst alles am besten zu wissen. Wenn sie das überwindet, kann sie aber wie ihre Eltern später einmal die ganz hohe Klasse im Springen erreichen und auf S****-Niveau starten, worauf wir natürlich hoffen.