Lenny ist das perfekte Pferd für jemanden, der nicht erwartet, dass ein Pferd immer perfekt funktioniert, sich aber gleichzeitig auch nicht ewig mit seinem Partner herumschlagen möchte. Er erwartet genauso viel von seinem Menschen wie von ihm erwartet wird und wenn er das bekommt, ist er tatsächlich ein Traumpferd. Zugegeben, manchmal hakt es ein wenig an der Grazie und der Anmut, wenn er mal wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht und sich so gründlich im Schlamm wälzt, dass von seinen schönen Abzeichen - insbesondere der weißen Nase - überhaupt nichts mehr zu sehen ist. Er scheint dazu eine besondere Vorliebe für Dreadlocks zu haben, reibt er doch seinen Mähnenkamm so lange im Schlamm, bis das ohnehin schon kurze Langhaar in Klumpen herunterhängt. Das ist auch der Grund für die geringe Länge und die Tatsache, dass Lenny selten mit eingenähter Mähne auf Turnierplätzen zu sehen sein wird: Irgendwann reicht es jedem und er wird ganz einfach rasiert. Dabei wächst seine Mähne so schnell nach, dass seine Pfleger schwören könnten, sie befänden sich in "Und täglich grüßt das Murmeltier". Und unser Lennymurmeltier grüßt übrigens wirklich täglich, gelegentlich lautstark, weil er sich für einen Hahn hält, manchmal schraubt er die Dezibel aber auch etwas runter und blubbert Fremden wie Bekannten ganz einfach minutenlang begeistert zu. Mit Lenny kann man regelrechte Diskussionen führen, die Chancen, dass er antwortet, stehen sehr gut, ist er doch ein sehr mittelsames Pferd. Das schadet leider auch oft seiner Konzentration, immerhin muss auch beim Training jedes Eichhörnchen und jeder Vogel ausgiebig begrüßt werden und ihn eine ganze Trainingseinheit lang bei sich zu behalten ist eine Aufgabe, an der viele schon mehr als einmal gescheitert sind. Dabei ist er eigentlich sehr bemüht und wenn er einmal seine Beine sortiert bekommt, auch sehr talentiert. Bei der Arbeit kann er den Klassenclown in sich großteils unterdrücken. Ist die Konzentration aber erst einmal dahin, ist es besonders schwer, sie wieder zu bekommen und eine Trainingseinheit noch positiv abzuschließen. So erfordert die Arbeit mit Lenny besonders viel Feingefühl, um zu wissen, wann genug ist. Zumindest ist er jedoch nicht nachtragend und behält sein heiteres Gemüt auch, wenn sein Trainer längst weinend das Handtuch geworfen hat. Wenn er dann aber mit seiner weichen, weißen Nase kuscheln kommt und unaufhörlich zu blubbern beginnt, ist es unglaublich schwer, dem Hengst auch nur eine Sekunde lang böse zu sein. Lenny ist übrigens auch bisher das einzige unserer Pferde mit Computererfahrung. Er spricht gelegentlich über Skype mit seinen Trainern, wenn die nicht da sind und er beispielsweise etwas ausgefressen hat und seine Pfleger an ihm verzweifeln - oder er ganz einfach vermisst wird. So nervtötend er zeitweise auch sein kann, fehlt er einem unglaublich schnell, wenn er nicht da ist, weil er einfach eine so einnehmende Persönlichkeit hat, deren Fehlen im Leben eine große Lücke hinterlässt. So ist er mit ein Grund, warum die Hütte auf der Schumialm Internetanschluss hat und "Lenny, komm skypen!" ist eine Aufforderung, der er jederzeit nachkommt und für die er alles andere liegen und stehen lässt. Genau genommen ist Lenny damit wohl unser erstes und einziges internetsüchtiges Pferd und derzeit ist im Gespräch, ihm eine eigene Vesbookseite einzurichten und fürs "Skypen mit Lenny" Geld zu verlangen. Seine minutenlangen Blubbervideos auf Vestube haben jedenfalls schon jede Menge Klicks.