„Ach, du Charmeur!“ Charmeur? Oh, das kann nur einer sein: Sir Elias! Der Westfalenhengst besticht einen doch immer wieder – und dabei ist es gleichgültig, ob die großen dunklen Augen zu einem aufsehen und dabei jeglichen Ärger oder Frust niederschmettern, oder ob er sich beim Training nach einem Tag mit furchtbar schlechter Laune mal besonders anstrengt, denn man merkt es ihm an, dass er es in dem Moment einfach richtig machen will. Ja, Sir Elias hat uns schon alle ziemlich fest im Griff, und dabei ist er noch gar nicht allzu lange hier. Im Oktober 2011 fand der Hübsche Braune den Weg zu uns, als wir ihn mehr zufällig auf dem Gestüt Sundancer entdeckt hatten und er uns einfach nicht mehr los ließ. Sein Wesen, sein Auftreten, das alles war uns irgendwie im Kopf herumgeschwirrt und wollte nicht mehr loslassen, bis wir schließlich zusammen beschlossen, dass der Enkel des Sir Berlin doch prima zu unserem Dressurregiment passen würde. Der Kauf war schnell und unkompliziert abgewickelt, sodass er bereits wenige Tage später das erste Mal die Herde der Hengste aufmischte.

Ein Grund, warum wir den hübschen Braunen wohl nicht hatten vergessen können, war wohl das ruhige, kumpelhafte Wesen des Hengstes, der sich bei unserem Besuch auf Sundancer als sehr menschenbezogen zeigte. Die Freude daran, wenn sich jemand mit ihm beschäftigt, war schnell in den klugen Augen zu sehen, doch es fehlte ihm nicht im Geringsten an Temperament. Ein Kumpel mit einem guten Schuss Temperament – besser geht’s doch nicht, oder? Das dachten wir uns auch, denn auch bei näherer Beschäftigung mit dem Sohn des Summer Heatwave erwies er sich als ein sehr typvoller und intelligenter Bursche, der genau wusste, was er wollte. Und das gefiel uns an ihm so besonders gut.

Sir Elias liebt Bewegung und mag es furchtbar gern, wenn er beschäftigt wird. Da ist es ihm meist auch erst mal einerlei, was man nun genau mit ihm anstellt, denn prinzipiell ist alles Neue stets erwünscht – vorausgesetzt er hat einen guten Tag erwischt. Obwohl Elias eigentlich immer voll mit dabei ist, sich als sehr eifrig und lernfreudig, sowie mit viel Spaß an der Bewegung zeigt, hat er wohl auch hin und wieder ähnliche Launen wie seine Mutter GS Evienne SD. An solchen Tagen ist mit dem sonst so kooperativen Hengst partout nichts anzufangen und am besten legt man mal einen versöhnlichen Tagesausritt oder einen schönen Spaziergang zum See ein. Damit lässt sich nämlich der Spaßvogel in dem jungen Kerl eigentlich immer wieder wecken und es bringt immer mehr, als sich mit einem Training abzuquälen, weil Sir Elias dann ein ganz einfaches Prinzip hat: „Kopf zu!“. So scheint es dann tatsächlich zu sein, denn er ist nicht bei der Sache, schludert und hat eigentlich zu nichts richtig Lust – so wie es jedem mal ergeht. Glücklicherweise sind solche Tage bei dem Braunen allerdings nicht allzu häufig, vor allem wenn man ihm mehrmals pro Woche einen netten Ausritt mit seinen Kumpanen gönnt. Da blüht der Hengst nämlich richtig auf, lässt sich gern anstacheln und mag am liebsten immer ganz vorn laufen. Der Reiter hat dann immer zwei Möglichkeiten: entweder er gönnt es ihm und lässt ihm den Spaß, oder er hält ihn zurück, und erzielt bei Konsequenz auch ein ruhiges Verhalten des Westfalen. Mehr Spaß birgt allerdings immer die erste Möglichkeit – für Pferd und Reiter.
Dies alles sind Aspekte, die sich mehr oder minder stark auch im Verhalten seiner Mutter zeigen, doch in einem Punkt unterscheiden sich die beiden grundsätzlich: Während Mutter Evienne vor Selbstbewusstsein nur so strotzend jegliche Herausforderung auch im Alleingang löst, braucht Sir Elias immer jemanden an seiner Seite, denn obwohl er im Training und auch im sonstigen Umgang seinen Showmen-Vorfahren alle Ehre macht, zeigt er sich fernab der Herde und seinen Vertrauten Personen als scheu, ängstlich und zurückhaltend, wenn er vollkommen allein ist, sogar beinahe panisch. In der Herde allerdings ist er dann kaum wieder zu erkennen, denn er legt ein dominantes Verhalten an den Tag, das so manche Rangordnung mal wieder neusortiert werden musste, als er ankam.

Bei genauem Betrachten des Verhaltens von Sir Elias, kann man sogar einige Parallelen zu seinem Großvater Showmaster GN erkennen, wie die absolute Liebe zur Aufmerksamkeit ihm gegenüber oder das einfache Talent, sich gut präsentieren zu können – so gut, dass er bereits im jungen Alter ein ganzes Publikum faszinieren konnte. Auch seiner Liebe zu ungeplanten Freigängen, scheint ein Erbe des Nereus-Hengstes zu sein, denn ganz ähnlich wie sein berühmter Großvater weiß Sir Elias genau, welcher Riegel wie aufgeht – und hat uns damit so manches Mal schon einen großen Schrecken eingejagt, wenn plötzlich die Boxentür aufstand, jedoch weit und breit kein brauner Hengst zusehen war, der ihr angehörig ist.

Doch obwohl er öfters Mal Ausbruchsversuche unternimmt wirkt er niemals kopflos oder einfach nur stürmisch, denn Sir Elias geht stets mit klugem Charme vor, sodass ihm, falls er doch erwischt wird, kaum einer wirklich böse sein kann. Generell begegnet er seinen Vertrauenspersonen stets mit Respekt und erweist sich im Umgang als kluger, sensibler Hengst, der genau weiß, wie er mit ‚seinen Menschen‘ umzugehen hat, um das zu bekommen was er will. Dennoch zeigt er einem recht deutlich immer mal wieder, was er ist: ein Hengst. Mit seinen recht ausgeprägten Hengstmanieren bekommt man schnell einen Eindruck von ihm, der wohl noch so manchen Züchter von ihm als Deckhengst überzeugen wird. Im Alltag jedoch ist in solchen Situationen ein hohes Maß an ruhiger Konsequenz erfordert, denn jegliches Überreagieren quittiert Sir Elias nur mit einem noch ausgeprägteren Verhalten. Auch wenn er sonst ein sehr ruhiger und angenehmer Vertreter ist, benötigt der Braune hier dann mal klare Grenzen, die er dann auch anerkennt, wenn man mal so weit mit ihm ist.

Während er im Umgang so vielschichtig sein kann, dass man jeden Tag eine neue Seite an ihm zu entdecken vermag, dominiert unter dem Sattel der aufmerksame und aufgeweckte Hengst voller Arbeitseifer und Lust sich zu präsentieren. Die Arbeit mit Sir Elias ist ein Traum, das kann man nicht anders sagen. Natürlich ist auch er nicht immer bei der Sache, aber es ist ein Leichtes ihn zu motivieren, sodass auch mehrfache Übungen mit ihm eigentlich kein Problem sind. Außerdem sind wohl seine hervorragenden Grundgangarten ein Grund dafür, dass man gern mit ihm arbeitet, denn er ist trotz des sehr vielseitigen Vaters in dieser Hinsicht eindeutig eher der Mutter nachgekommen und verspricht somit ein hochkarätiges Dressurpferd zu werden. Allerdings wurde ihm scheinbar von Summer Heatwave die Freude am Sprung mitgegeben, denn ob wir im Training einfach zum Spaß mal ein bisschen springen oder sogar eine kleine Prüfung mal mitgehen, Sir Elias ist immer mit Elan und Freude dabei, sodass auch kleine Exkursionen in die andere Disziplin mit ihm immer viel Spaß versprechen.

Sir Elias, er hat es uns einfach angetan und er passt einfach hier her, das denken wir uns beinahe täglich, seitdem der hübsche Braune seinen Weg von Sundancer zu uns hier her gefunden hat und natürlich blicken wir gespannt in die Zukunft des Westfalen, der so viele bekannte und großartige Dressurpferde als seine Vorfahren nennen kann. Wir freuen uns auf die Zeit mit unserem kleinen launischen Charmeur, denn jeder Tag mit ihm bringt wieder neue Lacher hervor.