Beim nächsten kleinen Kerl hatten wir gar nicht mit Farbe gerechnet und wurden dann fast ein wenig überrascht. Mama Sini (Sinisters Perfection FW xx) hat ja trotz ihrer Fuchsfarbe kaum ein weißes Haar. Die 14-jährige Vollblutstute ist eine Tochter des berühmten Sinister Minister xx und natürlich aus der Zucht unserer Freunde von Fürstenwalde. Für sie startete Sini zwei Jahre lang auf der Rennbahn, vorwiegend im Sprint, und war bis zur GI siegreich. Als sie 2016 zu uns kam, wurde sie zunächst sorgfältig umgeschult und dann eine Zeit lang im internationalen Sport eingesetzt. Mit 13 Jahren nahmen wir sie dann vorübergehend aus dem Sport, um sie decken zu lassen - für ein erstes Fohlen in unserem Stall eigentlich eher ein hohes Alter, aber letztendlich sprach von Seiten der Tierärzte nichts dagegen und wir waren gespannt auf ein durch und durch einfarbiges Fohlen.
Schließlich hatten wir für sie einen einfarbigen Hengst ausgesucht. Humbug Sw ist mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund - hat aber trotzdem keine Abzeichen. Der Halbblüter von WFF Honor the Truth, dem Halbbruder zu Venoms Pride, dem Vater von Zwoeys nächstem Fohlen, war Vesländischer Bundeschampion der 5- und 6-jährigen Vielseitigkeitspferde und machte im selben Jahr den 3. Platz bei den 5-jährigen Springpferden, nur um dann im nächsten Jahr Vizechampion der 6-jährigen Springpferde zu werden (in dem Jahr ging er in der Vielseitigkeit nicht an den Start). Humbug ist mehrfach prämiert, diplomiert, hat von Gold bis Platin alles erreicht und wird mit seinen 8 Jahren im VPR bereits als Elitehengst geführt. Mit seinen Erfolgen in Schweden ist er dazu auf dem besten Weg, auch über unsere Grenzen hinaus mit hohen Ehren bedacht zu werden. Aktuell befindet sich der Hengst aus unserer Zucht, der bereits in utero an Flora Glau von Blooming Sporthorses verkauft wurde, wieder in unserem Stall, da er unserem Prinzen als Sportpferd zur Verfügung gestellt wurde. Erst Anfang des Monats holten die beiden einen Sieg in einer 3*-Vielseitigkeit nach einer grandiosen Dressur (dort werden die beiden aktuell besonders gefördert) und einem fehlerfreien Gelände, dem auch ein nicht ganz so starkes Springen nicht mehr schaden konnte. Dazu hat Humbug schon zahlreiche Nachkommen, die ersten werden mittlerweile unter dem Sattel und vor den VesBuCha-Richtern präsentiert (Tochter Humvee Sw qualifizierte sich für das Finale der 3-jährigen Spring- und VS-Pferde, der Älteste, Humboldt vom Sternhof, verpasste den Einzug um 0,02 Punkte).
Also durchaus eine vielversprechende Anpaarung, wie wir fanden. Humbug passt ja auch trotz (oder wegen?) seines Blutanteils sehr gut zu blütigen Stuten und vererbt auch eher kompakt, weshalb wir uns bei einer älteren Maiden-Stute auch keine Sorgen um ein übergroßes Fohlen machen mussten. So ganz auf die leichte Schulter nehmen wollten wir es dann aber trotzdem nicht. Aber da hat Sini uns dann einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihr Fohlen einen Tag vor der Geburt ohne jegliche Anzeichen zur Welt gebracht - und das so schnell, dass wir trotz ausgelöstem Geburtenmelder nur noch vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Und zugegeben, bunt ist das Fohlen jetzt auch nicht, aber trotzdem waren wir bei zwei komplett einfärbigen Eltern etwas überrascht über den Stern und die weißen Fesseln, die der kleine Haudegen vom Sternhof uns präsentierte. Wie erwartet ist Haudegen übrigens wirklich eher kompakt und da seine Mutter in den ersten Tagen noch etwas Schwierigkeiten hatte, die Milchproduktion anzukurbeln - ihr eigener Körper war von der plötzlichen Geburt wohl ebenfalls überrascht worden - mussten wir ihn von Hand zufüttern und lernten ihn dadurch direkt sehr gut kennen. Und ich muss sagen, Haudegen ist ein Humbug-Sohn wie er im Buche steht: einer, der sich von Anfang an vor nichts fürchtet, der seine Grenzen mit einem Dackelblick austestet, bis plötzlich der Finger zwischen seinen Zähnen verschwunden ist und man merkt, dass er es doch wieder getan hat - und einer, der in Bewegung (vor allem im Galopp!) wirklich zu begeistern weiß. Nur langsam wissen wir nicht mehr, wohin mit unseren unglaublich tollen Humbug-Hengstnachkommen. Aber darum können wir uns im Herbst auch immer noch Gedanken machen, wenn die Fohlenverkäufe anstehen.