Wie gesagt musste Orka nicht alleine abfohlen. Fast gleichzeitig hatte Pandora ebenfalls die Mittagsstunde genutzt, um ihr mittlerweile fünftes Fohlen zur Welt zu bringen. Pandora ist besonders für May ja immer noch eines der bedeutendsten Pferde: die erste selbstgezogene Tochter ihres geliebten Conversano Rosa und das zweite je bei uns geborene Fohlen (das erste war Hannes' Barockpinto Ginellis Oreo). Pandora wurde dann an die Ponyzucht Kleemann verkauft - damals, als man bei uns noch gemunkelt hat, May hätte was mit Michael Rothschild - und kam aber nach nur einem Jahr wieder zu uns zurück. Pandora ist... speziell. Ihr jüngerer Vollbruder Conversano Astoria dürfte wohl auch einigen ein Begriff sein. Die Pferde aus dieser Anpaarung sind definitiv nichts für Anfänger, aber sie sind unglaublich treue Partner, wenn man sie für sich gewonnen hat und da ist Pandora keine Ausnahme. Sie holte mit Hannes mehrere Titel im Fahrsport vom Ein- bis zum Vierspänner (in letzterem aber nur im vorderen Paar, folgen möchte sie so gar nicht) und macht auch in der Dressur eine gute Figur. Potenzial hat dieses Pferd Ende nie, nur hat man bei ihr mit Temperament auch nicht gespart.
Gedeckt wurde sie dieses Jahr von Fabio (Favory Bravissima), einem groß gewachsenen Sohn des Favory Sistina, der ja Rosas Nachfolge als Grand-Prix-Lipizzaner antrat. Seine Mutter ist Bravissima, die schon bei ihren Vorbesitzern, der Hengststation Bolero, dressurmäßig sehr stark gefördert wurde. Charakterlich erhofften wir uns von Fabio definitiv eine deutliche Entschärfung der Mutterstute. Ob uns das gelungen ist, wird wohl nur die Zeit zeigen können.
Der kleine Favory Pandora war jedenfalls ganze 16 Tage vor seinem Termin und bei ihm merkte man auch ein wenig, dass er trotz gleichen Geburtsdatums und fast gleicher Geburtszeit irgendwie jünger war als Orkid. Mittlerweile hat Pandi in der Entwicklung aber sehr gut aufgeholt und wie gesagt, er und Orkid sind allerallerallerbeste Freunde. Die beiden gehen nirgendwo ohne einander hin, spielen fast nur zu zweit und sind ein Herz und eine Seele. Selbst beim Schlafen findet man die zwei gerne aneinandergekuschelt, während ihre Mütter eher etwas Distanz zueinander wahren. Einer Pandora kommt man besser nicht zu nahe. Aber natürlich freuen wir uns über solche innigen Freundschaften. Wenn Pandora zum Decken in eine neue Herde kommt, werden sie sich vorübergehend trennen müssen, aber im Sommer haben sie sich dann wieder und von da an werden wir sie wohl - sofern nicht einer von beiden verkauft wird - nicht mehr trennen, da sie als Hengste auch gemeinsam in die Aufzucht gehen. Und wer weiß? Vielleicht landet Orkid ja am Ende auch mal im Fahrsport oder Pandi versucht sich in der Working Equitation. Die Zeit wird es zeigen.