In einer Hinsicht ist Gott ganz wie sein Vater: Er ist eine hoffnungslose Rampensau. Anders als unser Rex ist dessen Sohnemann aber keineswegs höflich und zuckhaltend, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erzwingen. Gott liebt Menschen und zeigt das auch bei jeder Gelegenheit. Er war früh unabhängig von seiner Mutter, klebt aber stattdessen an menschlichen Besuchern wie ein neugeborenes Fohlen, das dringend Schutz braucht. Schutz hat der Sabinohengst natürlich keinen nötig, aber in seiner Überzeugung braucht er dafür Streicheleinheiten sehr viel dringender. Bürsten war nichts, das er erst lernen musste und solange er gekrault oder geputzt wird, war Stillstehen auch nie eine Herausforderung. Will man ihn jedoch stehen lassen, kann er sämtliche gute Erziehung vergessen und sogar einmal nach dem Menschen schnappen, um ihm zu zeigen, dass er noch nicht entlassen wurde. Meistens ist Gott trotz seiner Aufdringlichkeit aber relativ umgänglich, auch wenn ihn auf Distanz zu halten einer Sisyphusarbeit gleicht. In der Herde ist er etwas gelassener, auch wenn manch einem zart besaiteten Betrachter das Herz schwer wird, wenn er sieht, wie ruppig die Großen mit dem langbeinigen, dünnen Hengstchen umgehen. Dadurch wird ihm aber recht schnell klar, was er sich bei anderen Pferden nicht erlauben darf. Oft bleibt er dann eher für sich und zeigt auch kein großes Interesse, mit anderen Pferden Hengstmanieren zu trainieren. Aber wehe, wenn er außerhalb der Koppel in einer Gruppe unterwegs ist und von ihr getrennt werden soll, dann kramt er plötzlich sämtliches Hengstgehabe aus und präsentiert sich machohaft - schließlich kann sich niemand erlauben, ihm SEINE Herde zu stehlen! Kommt er mit seinen Allüren nicht durch, beruhigt er sich recht bald wieder und konzentriert seine Energie wieder darauf, mit Menschen Kontakte zu knüpfen. Jedenfalls wird einem mit diesem Hengst im Stall definitiv nicht langweilig.