Reitlehrerempfehlung:
Ponyreiten und Fahrstunden

Krapfen ist ein echtes Shetlandpony, wie es im Buche steht. Sie ist zwar nur einen Meter groß, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Dabei sieht der Dreikäsehoch aus, als könnte er kein Wässerchen trüben - nur täuscht das gewaltig! Sie kann einen ausgesprochen treuherzig anblicken mit den Kulleraugen zwischen dem dicken, langen Fell - und wer glaubt, dass sie im Sommer mit Winterfell herumläuft, hat sie noch nie im Winter erlebt, wenn sie aussieht, als wäre irgendwo eine Flauschfabrik explodiert und sie hätte alles abbekommen. Aber so ein Krapfen braucht eben viel Fell und noch mehr Speck, wenn man sie fragt. Deshalb sollte man mit Essbarem in ihrer Nähe vorsichtig sein und am besten auch mit allem, was für sie essbar aussehen könnte, also quasi allem. So schnell kann man oft gar nicht schauen, hat sie das Buffet schon eröffnet und so manch ein Leckerli, das eigentlich für ein anderes Pferd gedacht war, ist in ihrem Magen gelandet. Putzkisten müssen in ihrer Gegenwart immer geschlossen sein und Stricke am besten doppelt gesichert, sonst spaziert sie wieder einmal am Hof herum und stiftet Unruhe, wo sie nur kann. Kommt etwas abhanden, wird meistens Krapfen die Schuld gegeben, ob das nun stimmt oder nicht, "Das hat Krapfen gefressen" ist zum geflügelten Sprichwort auf Moorwiesen geworden. Und wenn man sie wieder einmal mit einem Reithandschuh im Maul erwischt, ist man sehr geneigt zu glauben, dass da etwas Wahres dran ist.

Genauso frech, wie sie sich Menschen gegenüber zeigt, ist Krapfen auch in der Herde. Sie hat wenig Respekt vor größeren Pferden und genießt dazu den Schutz ihrer besten Freundin, der Araberstute Tayyid, weshalb sie mit ihren Frechheiten meist auch noch durchkommt. So schafft sie es, genauso viel Futter abzubekommen wie die Großpferde, obwohl sie nur ungefähr die Hälfte brauchen würde - und sowas ist ihrer Figur verständlicherweise auch nicht so zuträglich. Fressbremsen zerstört sie mit Leidenschaft und sie hat sich ihrem Magen zuliebe auch schon durch so manch einen Zaun gekämpft. Elektrozäune sind sowieso keine Herausforderung für sie, nachdem sie durch ihre isolierende Fett- und Fellschlicht ziemlich schockresistent ist, und bei festen Zäunen ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis sie ein Schlupfloch findet. Je unausgelasteter sie ist, desto unausstehlicher wird sie und wenn sie beginnt, anderen Pferden wirklich auf die Nerven zu gehen, weiß man, dass es vermutlich Zeit ist, sie mal wieder richtig auszupowern.

Unterm Sattel geht das dank ihrer geringen Größe eher schwer. Zwar benimmt sie sich beim Ponyreiten meist recht gut, aber sobald kein großer Mensch in unmittelbarer Nähe ist, werden Kinder auf ihr zu reinen Passagieren und mit ihren trippelnden Gängen und einem Galopp, der gern auch Bocksprünge enthält, ist sie bei Kindern lange nicht so beliebt wie die deutlich gemütlichere Meirionwen. Aber Krapfens Stärke liegt sowieso vor der Kutsche, sei es im Sulky, im kleinen Einspänner für leichte Fahrer oder im Zweispänner mit Meirionwen. Egal wie, Krapfen ist mit Feuereifer dabei und man muss sie eher zurückhalten als zu treiben, wenn sie erst einmal angespannt ist. Überhaupt ist sie kein Pony der faulen Sorte, auch wenn sie im Schritt schonmal dahinschlurft, wenn es nichts Spannendes zu tun gibt. Aber sobald sie antrabt, geht die Post ab!
Ihre Intelligenz erlaubt es auch, ihr Zirkuslektionen beizubringen. Dabei sollte man jedoch immer darauf achten, dass sie die Regeln nicht zu ihren Gunsten verändert. Wenn sich die Chance bietet, führt sie eine Lektion nämlich nur halbherzig aus und schnappt sich dann die Belohnung und werden keine klaren Grenzen gesteckt, kann es auch passieren, dass sie Lektionen ungefragt vorführt, weil sie sich eine Belohnung erhofft, und das manchmal in ausgesprochen unpassenden Augenblicken. Kinder sollten jedenfalls nicht ohne Aufsicht zu Krapfen und auch Erwachsenen wird geraten, dieses kleine Pony nicht zu unterschätzen.