Bei starkem Regen steht eine pitschnasse Stute vergnügt an der Heuraufe des Offenstalls und mampft in Gesellschaft ihrer Kollegen einen kleinen Snack. Erscheint jemand vorne am Tor spitzt sie sofort die Ohren und ruft man ein paar lockende Worte, macht sie sich in gemütlichem Tempo auf den Weg. Quer durch den Matsch stiefelt sie bis ganz vorne hin, so dass ihr der Mensch das Halfter überstreifen kann und sie rausführt, ohne selbst in den Matsch zu müssen. Mit entspannt pendelndem Schweif geht die 6jährige Stute zum überdachten Putzplatz und lässt sich anbinden. Ihr ist es egal ob der Sattel auf das nasse Fell kommt oder man ewig an ihr rum putzt, bis sie wieder trocken ist. Seelenruhig steht sie da und sobald das Kommando zum loslaufen kommt, folgt sie einem wieder ruhig und neugierig in die Halle. Ein kurzer Blick Richtung Wald – Gantroppa hätte jetzt auch nichts gegen einen Ausritt gehabt – dann ist sie mit ihren Gedanken voll und ganz bei ihrem Menschen. Beim Nachgurten macht sie sich ein bisschen dick, eine schlechte Eigenschaft aber so langsam gewöhnt sie sich das auch ab. Mit ein paar kleinen Handbewegungen lässt sie sich neben die Aufstieghilfe diktieren und wartet geduldig bis der Reiter im Sattel sitzt, die Steigbügel aufgenommen und die Zügel sortiert hat. Dann geht es los, in einem gemütlichen Schritt den sie nur ungerne beschleunigt, da brauch es schon 2-3 Ermahnungen. Aber spätestens wenn die Gerte das erste Mal neben ihr zu wedeln beginnt weiß sie, dass sie jetzt lieber mitspielt und legt einen Zahn zu.
Am liebsten ist ihr eine lange Aufwärmphase. Viel Schritt, gerne mit ein paar Übungen wie Schenkelweichen und ähnliches, dann wird ihr nicht langweilig und sie hat trotzdem genug Zeit sich auf alles weitere vorzubereiten. Trabt man dann an ist sie auch gleich in einem angenehmen Tempo, der Kopf ist manchmal noch etwas hoch aber auf leichte Paraden reagiert sie schön und lässt sich dann auch gut an die Senkrechte bringen. Wie man sich vorstellen kann, verläuft auch das weitere Training mit Gantroppa sehr unkompliziert. Sie töltet gerne und seit Beginn ihrer Ausbildung sehr taktklar, ihr Galopp ist schwungvoll und nur auf der linken Hand manchmal noch etwas unbalanciert.
Zwei, drei Tage hintereinander läuft Gantroppa gern in der Halle, danach möchte sie mal wieder etwas anderes machen und wird unmotiviert wenn es nicht ins Gelände geht oder sie wenigstens etwas wie Bodenarbeit ausprobieren darf. Natürlich darf es auch öfter raus gehen, Gantroppa ist gern im Gelände und die sonst sehr auf ihre Freundinnen fixierte Stute ist draußen absolut leichtgängig, zieht nie nach Hause oder klebt an anderen Pferden. Sie liebt es im Tölt über die Wege zu laufen und bei einer schönen Galoppstrecke wirft sie auch schonmal quitschend den Hintern hoch - aber nie so, dass es für den Reiter ernsthaft gefährlich wird.
Wieder Zuhause, oder nach dem Training raus aus der Halle, wird Gantroppa manchmal ein bisschen gierig. Vor dem Reiten gibt es keine Leckerchen, aber danach manchmal, das weiß die Stute ganz genau. Da kriegt sie dann schonmal eins auf die Nase und guckt einen kurzen Augenblick etwas bedröppelt aus der Wäsche. Danach ist es aber auch wieder gut und sie startet ihren nächsten Versuch, vorsichtiger natürlich. Und wenn im Laufe des Nachmittags, oder Abends, dann nochmal jemand zum Schmusen kommt, ist Gantroppas Tag perfekt. Vorrausgesetzt natürlich, sie hat die restliche Zeit gemeinsam mit ihrer Herde an der Heuraufe oder gar auf der Wiese verbringen dürfen.