Nachdem sich "Annoschowäh" ein wenig umständlich anhört, wird die Irish Sport Horse-Stute grundsätzlich nur Annie genannt. Das ist ihr aber vollkommen egal, sie hört nämlich weder auf das eine, noch das andere. Mit einem Vollblutanteil von über 90% ist sie nicht zu unterschätzen. Allerdings hält sich ihr Temperament stets im für sattelfeste Reiter händelbaren Rahmen. Anfänger sollte man lieber nicht auf die dunkle Stute setzen, aber wer sich halbwegs im Sattel zu behaupten weiß, kommt mit ihr vermutlich ganz gut klar.
Wer sich jedoch ein Schoßpferdchen erhofft, ist bei Annie an der falschen Stelle. Die Stute ist sehr unabhängig und kommt selbst für Futter nicht auf Menschen zu. Fremden gegenüber ist sie besonders scheu, aber sie baut auch zu bekannten Menschen nie eine wirklich innige Beziehung auf. Sie ist frei wie der Wind und möchte das auch bleiben. Auch in ihrer Herde pflegt sie keine innigen Freundschaften. Sie lässt sich gelegentlich auf Streitigkeiten ein, geht aber auch oft ihren eigenen Weg und döst ganz gern abseits der anderen in aller Ruhe. Diese Unabhängigkeit ist gleichzeitig Segen und Fluch. Sie macht keine Probleme, wenn sie alleine ins Gelände soll. Gleichzeitig bleibt sie aber auch nicht bei der Herde, wenn sie beispielsweise ihren Reiter verliert. Auch zum Schmusen eignet sie sich nicht besonders. Während sie sich ganz gern kraulen lässt und Putzen erduldet, solange es nicht zu lange dauert, ist sie ein wenig Kopfscheu und wird schnell nervös, wenn man versucht, ihren Kopf oder Hals zu umarmen. Auch Kinder, Hunde, Katzen und andere kleine Wesen mag sie nicht besonders und verliert mit ihnen schnell die Geduld, weshalb sie sich stets in sicherer Entfernung zu ihren Hufen bewegen sollten.

Beim Reiten ist Annie durch ihre umfangreiche Erfahrung verlässlich, aber trotzdem nicht ganz einfach. Sie möchte stets gut ausgelastet werden, sowohl körperlich als auch geistig, und verlangt immer neue Aufgaben. Im Springen ist sie sehr souverän, solange ihr Reiter nicht die Notbremse zieht, in der Dressur ist sie manchmal ein wenig zu hibbelig und braucht einen geduldigen Reiter, um zur Bestform auflaufen zu können. Von selbst versammelt Annie sich nicht gern und tendiert eher dazu, einfach immer schneller zu werden und wer dann den Fehler macht, und sie vorne mit den Zügeln begrenzen will, kann unter Umständen eine gezündete Rakete unter sich vorfinden. Im Zweifelsfall lässt sie sich mit längeren Zügeln immer besser reiten, hat man erst einmal das richtige Tempo gefunden, sucht sie auch von selbst den Weg in die Tiefe. Die Dressurarbeit mit ihr verlangt immer ein wenig Fingerspitzengefühl. Dafür kann sie beim Springen und beim Ausreiten besonders viel Spaß machen. Sie gibt gern Gas und solange man sie nicht völlig kopflos losrennen lässt, lässt sie sich auch gut lenken und rein über den Sitz zurückholen - kräftige Paraden sind hier fehl am Platz. Für feinfühlige Reiter mit Ehrgeiz kann Annie aber genau das Richtige sein.