Reitlehrerempfehlung:
nur für fortgeschrittene Reiter geeignet

Auf den ersten Blick ist Piramidona vielleicht nicht das optimale Pferd für eine Reitschule. Sie ist Fremden gegenüber eher skeptisch und hat schon so manchen Reiter eingeschüchtert, wenn sie beim Putzen die Ohren angelegt oder sich vor schnellen Bewegungen erschreckt hat. Nimmt man sich jedoch ein bisschen Zeit für sie, weiß man sehr bald zu schätzen, was sie einer Reitschule bieten kann. Piramidona ist kein Pferd, das man fünf Minuten vor Beginn der Reitstunde aus dem Stall holt, schnell mal drüberputzt und sich dann zum Training raufschwingt. Selbst wenn sie jemanden schon besser kennt, erwartet sie doch genügend Respekt von ihrem Reiter, um sie geduldig wieder hübsch zu machen. Ihre dunklen Stellen sind dabei zum Glück recht pflegeleicht, genauso wie das Langhaar, aber an den weißen Beinen und den Flecken kann man schon einmal eine Weile putzen. Dabei kommt es auch gar nicht darauf an, wie sauber oder schmutzig sie ist, aber wer sie einmal ausgiebig geputzt hat, merkt, dass Piramidona mit jeder Minute entspannter wird. Erreicht man eine besonders juckende Stelle, kann es dann auch durchaus vorkommen, dass sie zurückkrault und wenn der Mensch nicht erreichbar ist, wird eben stattdessen der Anbindebalken oder eine Wand abgeschleckt und beknabbert. Vor einem Tierarzt- oder Hufschmiedbesuch sollte sie auch erst einmal ausgiebig geputzt werden, besonders begeistert ist sie von solchen nämlich nie und da hilft es, sie vorher ausgiebig zu entspannen.

In der Herde ist Piramidona relativ verträglich. Sie geht ranghöheren Pferden aus dem Weg, stänkert aber durchaus einmal ein rangniederes Tier weg, wenn es sich ihr in den Weg stellt. Grundsätzlich sucht sie aber keinen Streit und es ist nicht selten, dass sie sich mit anderen der Fellpflege widmet oder sich im Paddock flach hinlegt, um zu schlafen, solange ihre Herde in der Nähe ist. Nähert sich ein Mensch, ist sie aber sehr schnell auf den Beinen, so viel Vertrauen kann sie fast gar nicht fassen, dass sie liegen bleiben würde und wenn sie es doch tut, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Ist sie gut drauf, kann ein simples Von-der-Koppel-Holen auch schnell zum Fangenspielen werden, sie hat ganz einfach ein Talent dafür, die Geduld ihrer Reiter zu testen. Wenn sie das Spielen leid wird, bleibt sie meist einfach irgendwo stehen - oftmals an der Tränke - und lässt sich von dort abholen. Dass sie von selbst auf jemanden zukommt, ist wirklich die absolute Ausnahme.

Ist sie durch Fangenspielen und Putzen gnädig gestimmt, kann sie ihr volles Potenzial unterm Sattel entfalten. Für Anfänger ist sie aber schon allein auf Grund ihrer schwungvollen, raumgreifenden Gangarten nichts. Selbst erfahrene Reiter können ihre Schwierigkeiten haben, in den Takt reinzufinden, wenn sie anderes gewöhnt sind und ihren Trab auszusitzen ist für so manchen Reiter ein wahrgewordener Albtraum. Aber für die Ehrgeizigen kann sie dagegen ein wahrgewordener Traum sein. Piramidona erwartet von niemandem, sich nur auf eine Disziplin zu beschränken, weil sie es selbst nicht tut. Sie bringt mit ihren tollen Gangarten genauso viel Potenzial für die Dressur mit wie fürs Springen und auch so viel Freude an beidem. Einzig im Gelände ist sie sich oft nicht ganz sicher und feste Hindernisse behandelt sie mit genauso viel Respekt wie trübe Wasserlacken, in die sie vorzugsweise keinen Huf reinsetzt. Es braucht nicht viel Talent, um aus Piramidona raumgreifende Gänge herauszukitzeln, dafür aber umso mehr, um sie schön zu versammeln und ihren Schwerpunkt auf die Hinterhand zu verlagern. Nach einer Reitstunde mit ihr ist so mancher Schüler verschwitzter als das Pferd, aber bisher konnte noch niemand sagen, dass er dabei nichts gelernt hat. Und sei es nur die richtige Abrolltechnik, weil er zu schnell zu viel verlangt hat und Piramidona dadurch regelrecht explodiert ist. Solche Temperamentsausbrüche sind aber so gut wie unmöglich, wenn man sich nur genug Zeit nimmt. Wer das tut, findet in Piramidona eine tolle Lehrmeisterin für den Dressur- und Springsport oder einen Partner für einen flotten Ausritt im möglichst trockenen Gelände.