Cole, wie er bei uns im Stall gerufen wird, steht seit März bei uns im Stall und ist ein wahrer Traum und ein absolutes Geschenk. Eine schmale Blesse ziert den schmalen und edlen Kopf des Irish Sport Horse und man hat ihn quasi immer im Weg. Denn wenn er eins liebt, dann ist es Aufmerksamkeit, Leckerli und Kuscheleinheiten.
Aber beginnen wir am Anfang: der Hengst, aus in Vesland vollkommen unbekannten Linien, wurde in Irland gezogen und war seit 2013 im Privatbesitz von Nathalie Tamwood, die sich den Dunkelbraunen damals auf dem elterlichen Hof eigentlich als potentielles Jagdpferd gekauft hatte. Doch er zeigte schnell, dass das reine Gelände nicht wirklich seine Heimat war und er vielseitig gefördert und gefordert werden wollte. Und so präsentierte die Anwältin ihn sowohl im Springen, in der Dressur und in der Vielseitigkeit bis zur Klasse L, er genoss also eine grundweg solide Ausbildung und braucht sich sogar in der Dressur nicht verstecken. Einige Siege stehen selbst in dieser, für Iren und Spring- bzw Geländepferde, unüblichen Disziplin auf seinem Konto. Seit 2016 jedoch änderte sich privat und beruflich für Nathalie eine Menge. Plötzlich war sie die neue Mutter der 8-Jährigen Tochter ihres Lebensgefährten, der bis dahin als Ausland- und Krisenreporter in der Welt unterwegs war und Partnerin der Kanzlei. Daher verkaufte sie bereits damals ihre anderen beiden Pferde, ihr Wallach wurde Lehrpferd einer Bekannten und ihre Stute ging als Zuchtstute auf den elterlichen Hof zurück. Nur Coleman blieb und wurde von ihr und ihrer Schwester weiter geritten, wenn auch nicht mehr auf Turnieren vorgestellt.
Und wie kam dieser Hengst nun zu uns? Tja das habe ich tatsächlich meinem Mann zu verdanken. Thomas, der die Hände über dem Kopf zusammen schlägt, wenn ich ihm von neuerlichen Pferdekäufen erzähle und der aktuell aus seinem Büro im Haus auf eine Baustelle blickt, wo unsere neue kleine Halle entsteht. Er hat es wirklich nicht leicht mit uns, aber der Zufall wollte es wohl so, dass er mit Nathalie in einem Fall zusammen arbeitete und diese ihm von Coleman erzählte und dass sie mit dem Gedanken spiele ihn zu verkaufen, da sie ihm nicht gerecht werden würde und er deutlich mehr Potential hat, als sie jemals aus ihm herausreiten könnte, selbst wenn sie die Zeit dazu hätte. Und so standen Marco und ich zwei Wochen später vor Coleman, der gerade auf dem Paddock zeigte, wie groß er auf zwei Beinen werden kann. Marcos Augen leuchteten, meine verdrehten sich.
„Nicht noch so ein irrer Ire“, das waren ungefähr meine Gedanken, aber der Eindruck täuschte vollkommen, dieses vor 2 Minuten noch tobende Pferd lief lammfromm am hängenden Strick neben seiner Besitzerin zum Stall. Und auch beim Vorreiten und anschließenden Probereiten zeigte er sich als über die Maßen rittig, ein Pferd mit ordentlich Go, der jeden Sprung als persönliche Herausforderung ansieht und angreift, aber nach dem letzten Sprung die Nase tief streckt und am hingegeben Zügel überall vorbei läuft, als er wäre er das erfahrenste Schulpferd der Welt. Damit stand auch fest, wir kaufen ihn und ich habe diese Entscheidung bis heute noch keinen Tag bereut.