Bevor etwas über Enzos Charakter gesagt werden kann, müssen ein paar Worte über seine Geschichte verloren werden. Enzo war nicht nur ein Wonneproppen, er war vermutlich das größte Fohlen, das je am Sternhof geboren wurde. Selbst frisch geboren sah er schon nicht mehr aus wie ein neugeborenes Fohlen und nach ein paar Tagen hätte man ihn durchaus auch als ein paar Monate alt durchgehen lassen können. Seine Geburt war ausgesprochen kompliziert und so musste er seine ersten Lebenstage in der Tierklinik Almkirchen verbringen - und wir um sein Leben bangen. Letztendlich schaffte er es jedoch und dafür sind wir bis heute dankbar. Vielleicht ein bisschen zu sehr, es könnte nämlich durchaus sein, dass wir unseren Lorenzo etwas zu sehr verhätschelt haben.
In der Herde ist er ein Unruhestifter, der anderen Pferden keine Privatsphäre gönnt. Sind irgendwo zwei Herdengenossen friedlich in Fellpflege vertieft, stehen die Chancen gut, dass Enzo kommt und sie aufmischt. Er ist definitiv kein Leithengstmaterial, weil er sich gern überschätzt und oft auch unnötig verausgabt. Aber er wird nicht müde, andere Hengste immer wieder zum Schaukampf herauszufordern und ihnen auch sonst so lange auf die Nerven zu gehen, bis sie ihm einmal eine Abreibung verpassen. Menschen gegenüber verhält er sich oft ähnlich, wobei er da etwas zaghafter vorgeht und sein Verhalten nur allmählich steigert. Je eher man das unterbindet, desto zufriedener kann man im Allgemeinen mit diesem Hengst sein. Enzo hat jedenfalls nicht nur nervige Seiten. Er ist gern der Mittelpunkt der Welt, wenn er dann aber plötzlich vorne weg gehen soll und auf sich allein gestellt ist, scheint sein großes Ego ziemlich schnell zu schrumpfen. Grundsätzlich ist er zwar ein etwas lästiges, aber durchaus freundliches Pferd. Er begegnet Neuem mit viel Neugierde und benimmt sich auch beim Tierarzt und beim Hufschmied gut abgesehen davon, dass er so ziemlich alles ins Maul nehmen muss, was er zu fassen bekommt. Beim Training ist er meistens konzentriert, lässt aber gelegentlich auch gern den Hengst raushängen - insbesondere wenn Stuten zugegen sind. Manches Verhalten kann man dabei getrost ignorieren, weil er aufgibt, wenn er keine Aufmerksamkeit bekommt. Hat er sich jedoch etwas in den Kopf gesetzt und will das unbedingt haben oder machen, muss man klare Grenzen setzen und manchmal auch etwas schroffer sein, um ihn in seine Schranken zu weisen. Bewegungstechnisch lässt Enzo eigentlich keine Wünsche offen, wenn ihm langweilig wird, kann aus einer Trainingseinheit aber auch zwischendurch ein Rodeo werden.