In den Abendstunden meldete sich dann auch wieder das nächste Schimmelfohlen, die lassen nie lange auf sich warten. Mit S Neapolitano Serenata II als Vater war das Fohlen natürlich ein Halbgeschwisterchen von Sancta und damit auch von Anfang an dazu bestimmt, Schimmel zu werden. Unsere Lipizzanerhengste werden jedes Jahr in eine Stutenherde integriert, in der sie frei decken dürfen. Deshalb ist das mit den errechneten Geburtsterminen auch immer eine sehr ungenaue Sache, wir bekommen schließlich nicht alle Deckakte mit. Aber bei Ophelia hat der Termin punktgenau gepasst. Pheli ist eine 9-jährige Prämienstute von Favory Sistina und übrigens einer von wenigen mischerbigen Schimmeln in unseren Lipizzanerherden. Sie ist in der Dressur bis zur Klasse L ausgebildet und schenkte uns jetzt bereits das zweite Fohlen. Übrigens sind auch Fohlen bei Fuß in unseren gemischten Herden überhaupt kein Problem. Wir gewöhnen unsere Hengste langsam an ihre Herden und sie kümmern sich um fremde Fohlen, als wären es ihre eigenen, erziehen sie ein bisschen, aber meistens lassen die Mutterstuten die Hengste ohnehin nicht zu nahe an ihre Babys. Und die Hengste akzeptieren das, denn in der Herde haben ganz klar die Frauen das Sagen. Das lernen unsere jungen Lipizzanerhengste auch schon früh, indem sie in ihrer ersten Decksaison meist nur wenige, sehr erfahrene Stuten zugeteilt bekommen, die jegliches rüpelhafte Benehmen im Keim ersticken. Serenata deckt aber bereits seit 2014 bei uns und zählt quasi schon zu den alten Hasen, sein ältester Sohn tritt nun schon bald selbst seine Zuchtkarriere an. Und mit Neapolitano Ophelia steht der nächste Nachfolger schon in den Startlöchern. Poly ist ein sehr barock aufgemachter Junghengst im Rappkleid mit Schimmelbrille und er und Sancta sind schon jetzt fast unzertrennlich. Vielleicht liegt es daran, dass sie nur einen Tag Altersunterschied haben, oder sie wissen, dass sie Halbgeschwister sind. Jedenfalls hat sich in nur wenigen Tagen eine dicke Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. So ruhig Sancta übrigens ist, so aufgedreht ist Poly. Er ist ein kleiner Showman, der immer zeigen muss, was er alles kann und am liebsten alle mit seinem großen Gehabe einschüchtern würde. Bei seiner Schwester wirkt das recht wenig, die würde wohl, wenn sie könnte, nur mit den Augen rollen. Kleine Brüder eben. Aber wenn er dann mal losschießt, dann ist sie doch mit von der Partie und am Ende steht man dann Seite an Seite und krault sich gegenseitig. Leider müssen wir dieser dicken Freundschaft aber bald ein Ende bereiten, da Pheli und Belli in unterschiedliche Herden zu unterschiedlichen Hengsten kommen sollen. Aber von Dauer kann so eine Fohlenliebe zwischen Hengst und Stute leider ohnehin nicht sein. Solange sie aber noch besteht, erfreuen wir uns an ihren gemeinsamen Spielen und hin und wieder darf ja doch auch ein anderes Fohlen mitspielen. Es wird ihnen also nicht an Spielkameraden mangeln, selbst wenn sie getrennt sind.