Heute habe ich sogar vier Fohlen für euch. Und komme natürlich vor lauter Fohlenvorstellungen noch immer nicht dazu, über irgendetwas anderes zu berichten. Dazu hielt das erste der vier heute vorgestellten Fohlen uns auch eine ganze Weile auf Trab. Die Mutter war unsere Cissy (Cis-Dur Sw), die aufgrund ihrer Abstammung bei uns als "Dame" gilt. Über ihren Vater Sir Elias SD vereint sie die Linien von Solotänzer, Kiss of Dragon, Galina II, Great Costolany Mf, Ana Karénina GN und Show Villian, auf der Mutterseite kommen durch GS Cassiopeia SPH noch Linien wie Condor, Donauzauber, Hohenfels, Schwalbenflair und Adore Me hinzu. Cissy ist außerdem die Vollschwester zu den beiden bis zur Klasse S siegreichen Dressurpferden Scarecrow Sw und Shamrock Jeanny Sw. Darüber hinaus war Cissy selbst siegreich in der Dressur bis Intermediaire I und wurde mehrfach als Prämienstute ausgezeichnet. Drei Fohlen brachte sie uns bereits, alle ohne Komplikationen und sie kümmerte sich immer liebevoll um ihre Nachkommen. Dementsprechend machten wir uns wenig Sorgen um ihr Fohlen von Fürstenwalde-Hengst Milenium FW, dem Reservesieger der 4. Dressage Masters 2019 in der Klasse M**. Mileniums Vater ist ein Halbbruder mütterlicherseits von Cissy, der wertvollen Blutanschluss zu den begehrten Linien bietet. Der Blutanschluss war aber sicher nicht der Grund für die Komplikationen. Die Geburt war jedenfalls ausgesprochen schwer, das Fohlen so groß, dass wir kurzzeitig Sorge hatten, es gar nicht herauszubekommen, ohne Cissy zu verletzen. Unsere Geburtshelfer und Tierärzte haben wirklich Blut und Tränen geschwitzt und wir alle bangten um das Leben unserer Stute, die uns schon so lange begleitet. Zum Glück blieben schwere Verletzungen aus, aber über den Berg waren wir trotzdem noch nicht. Cissy bekam eine Infusion, um ihr wieder zu Kräften zu helfen, aber für das Fohlen sah es schlecht aus, weil sie nicht trinken durfte. Als ihre Mutter wieder auf den Beinen war, ging sie sogar auf das zittrige Stutfohlen los. Es blieb uns nichts anderes übrig, als die beiden zu trennen und dem Fohlen das Kolostrum mit der Flasche zu verabreichen. Die erste Nacht verbrachte EA Carillonia in Decken eingehüllt mit einer menschlichen Amme in einer leeren Box. Samstagfrüh begann dann mit neuem Mut und viel Sonne und so wurde ein weiterer Versuch gestartet. Cissy hatte sich von der Geburt soweit erholt und wurde von Hannes am Halfter geführt. Ersatzmama Angelo schob die große Dunkelfuchsstute, die noch sehr unsicher auf den Beinen war, vor sich her. Zunächst wirkte die Mutterstute noch skeptisch und schnappte sogar einmal nach dem Fohlen. Hannes konnte sie aber recht gut ablenken und die kleine Cari fand ganz instinktiv ihren Weg zum Euter und Cissy ließ sie trinken. Die nächsten Tage sahen ähnlich aus. Mehrmals täglich wurden Cari und Cissy unter menschlicher Obhut zusammengeführt. Sonntagnachmittag durften sie sich sogar schon frei in einem Paddock bewegen, auch wenn Hannes und Angelo jederzeit bereit waren, einzugreifen. Nötig wurde es nicht. Cissy schien den Schock der schweren Geburt überwunden zu haben und sich jeden Tag mehr und mehr an ihre Mutterrolle zu erinnern. Heute Morgen wurden die beiden wieder in die Herde integriert und Cis-Dur drohte sofort jeder Stute, die sich mit Interesse ihrem Baby zu sehr näherte. Ein bisschen wird es wohl noch dauern, bis Normalität eingekehrt ist, aber wir sind froh, dass alles doch noch gut gegangen ist. Und Carillonia, benannt nach dem Carillon, einem Glockenspiel, wird auch noch in ihren etwas unförmigen Körper reinwachsen - so viel Platz für ein so großes Fohlen war wohl in ihrer Mutter nicht. Bisher hatte Cissy noch nie Probleme mit großen Hengsten, wir werden aber in Zukunft vorsichtig sein - und vielleicht sogar auf eine Leihmutter zurückgreifen, um sie zu schonen.