Wenn einer von uns mal wieder mit seltsamen Gegenständen bepackt über den Hof läuft, ist es sicher keine Frage, dass man Tijuana besuchen möchte. Der Junghengst braucht Beschäftigung – und davon so viel wie möglich. Ob es nun ein kleiner Kanister ist aus dem, sofern er bewegt wird, immer mal wieder kleine Futterpellets heraus fallen oder ein einfacher Spielball der in der Box auf gehangen wurde: Hauptsache der Fuchs hat etwas, womit er sich beschäftigen kann, wenn er nicht die stets ersehnte Aufmerksamkeit seines Umfelds bekommt. Der Hengst mit dem auffällig wachen Blick und neugierig gespitzten Ohren liebt es nämlich, wenn ihm eine neue Herausforderung vorgesetzt wird, mit der er sich erst mal beschäftigen kann. Da ist er auch wirklich nicht wählerisch, aber dennoch fordert er immer wieder was neues, was unsere Kreativität ganz schön auf Trab hält. Aber man glaubt gar nicht, auf was für Ideen uns der hübsche Fuchs schon gebracht hat!
Im Umgang zeigt sich genau dieses Streben nach Beschäftigung sehr deutlich, denn es ist für den Hengst noch relativ schwierig einfach mal still zu stehen und die Ruhe zu genießen. Viel lieber bringt er das Putzen schnell hinter sich und freut sich dann schon auf das Toben oder das folgende Training, denn es ist ja auch so viel spannender, als in der warmen Sonne zu stehen und die Bürsten auf dem Fell zu spüren. Tijuana ist ein wahres Energiebündel und scheint nie richtig müde zu werden, auch wenn er nach einem anstrengenden Training mal einen kurzen Durchhänger hat, das hält nie lange an. Wenig später sieht man ihn meist schon freundlich und mit gespitzten Ohren seinen Kumpel hinterher wiehern, die ihn auf der Weide schon zum Toben erwarten. Tatsächlich ist er dort – wenn schon nicht im Training – scheinbar am liebsten, denn teils fürchten wir wirklich, dass er sich bei seiner Unruhe in der Box mal verletzen könnte. Auf der Weide hingegen kann er seinem geballten Bewegungsdrang immer nachgeben und so ist es kein Wunder, dass er eigentlich immer einer der ersten ist, die sich draußen befinden und freudig über die Weide tollen. Dennoch freut sich der Hengst über jeden Besuch den er während seiner Weidezeit bekommt und trabt meist schnell zum Tor hinüber, wenn man ihm bekannt ist. Zurzeit fremdelt der Junghengst noch ein wenig und scheut eher den Kontakt zu vollkommen fremden Menschen, jedoch legt sich das schnell, wenn man sich mit ihm beschäftigt und zeigt, dass man sich für ihn interessiert. Schließlich zeigt Tijuana sich auch im Umgang sehr aufgeschlossen und freundlich, wenn auch teils noch mit einem großen Dickkopf, der auch schon mal Strack-durch-die-Wand will. Das äußert sich dann oftmals so, dass der ungeduldige Kindskopf schneller zu einem Punkt möchte, als es eigentlich geplant ist und dann unruhig tänzelnd und immer wieder zur Seite ausbrechend neben einem herläuft. Es braucht viel Ruhe und Konsequenz, ihm durch diese kurzzeitigen, jedoch relativ häufigen, Temperamentsausbrüche zu helfen, doch nach und nach zeigt sich Besserung im Verhalten des Hengstes.
Der schlankgebaute Brandenburger im Fuchskleid sollte jedoch nie unterschätzt werden, wo ihm doch die Intelligenz buchstäblich ins Gesicht geschrieben steht. Die klugen Augen schweifen stets rastlos über seine Umgebung und trotz seines jungen Alters scheint Tijuana seine Handlung immer genau abzuwägen, was sich jedoch besonders beim Training zeigt. Denn sobald es in die Halle oder auf den Platz geht, blüht der Hengst richtig auf, egal ob es nun kurzzeitig um die Dressur oder um das heißgeliebte Springen geht – Training hängt für ihn mit Spaß zusammen, den man ihm immer gewähren sollte. So heißt es, dass der junge Hengst stets gefordert und beschäftigt werden will, sich aber mit Aufmerksamkeit und einem sehr stark ausgeprägten Ehrgeiz durchaus revanchiert. Man muss sich ein wenig mit dem Hengst arrangieren und wir würden es beinahe als eine ‚Geben-Nehmen‘-Beziehung bezeichnen, die man mit ihm teilt: Denn er fordert Aufmerksamkeit und Einfallsreichtum von seinem Reiter, gibt ihm aber dennoch genau das Gleich und noch mehr wieder zurück. Erfüllt man diese, seine, Bedingung nicht, folgen schnell Situationen in denen man meint, auf einem dreijährigen Esel mit Vollblutallüren zu sitzen, denn der Hengst kann bocken wie kaum ein anderer. Doch eigentlich birgt diese Eigenart des Fuchses nur positive Seiten, wenn man sich Mühe bei der Arbeit mit ihm gibt, vor allem weil Tijuana einen ausgeprägten Lern- aber eben auch Siegeswillen besitzt. So ist es kein Wunder, dass er im Parcours noch einmal richtig anziehen kann, wenn es gefordert ist, dennoch aber nie über seine eigenen Grenzen hinaus geht und somit im Parcours ein absolutes Verlasspferd ist.
Im Gelände zeigt sich dieses Verhalten noch nicht so ausgeprägt, da der Enkel des berühmt berüchtigten Nereus-Hengstes Furio durchaus seine Allüren geerbt hat. Temperamentvolles Verhalten zeigt sich im Gelände zwar genauso wie auch auf dem Platz, allerdings ist es oftmals ein wenig ausgeprägter, da ihm vieles einfach noch nicht bekannt ist. Ein Ausritt der als entspannt geplant ist, kann also immer auch mal in die entgegen gesetzte Richtung schlagen, denn Tijuana zeigt hier oftmals seinen richtigen Sturkopf, dem man dann erst mal noch mal erklären muss, wie so ein Ausritt geplant ist. Jedoch entlädt sich seine ganze Spannung, ob die nun von einem verpatzten Training am Vortag noch ist oder durch eine miese Laune entstand, problemlos bei einem Querfeldeingalopp, denn es ist unverkennbar, dass er eben jene liebt. Am liebsten hat er dann noch einen seiner Kumpel an seiner Seite und liefert sich ein hartes Wettrennen, wo wieder sein Ehrgeiz zum Vorschein kommt.
Auf der Weide zeigt er sich ebenfalls sehr aufbrausend und temperamentvoll, was ihm die ein oder andere Macke einbringt, wenn ihm einer der älteren Hengste seinen rechtmäßigen Platz weist. Hier hingegen gibt er dann auch mal kleinbei und ordnet sich ein, nicht ohne jedoch bei jedem Neuzugang schnell die Rangfolge wieder – natürlich zu seinen Gunsten – klären zu wollen.
Tijuana ist ein Pferd, das immer in Bewegung sein will und braucht demnach auch jemanden, mit dem er genau das erreicht und zwar am liebsten im Turniersport. Er will gefördert, aber auch richtig gefordert werden, zeigt sich oftmals unnachgiebig und sehr typisch für einen Hengst im Umgang, ohne jedoch jemals sein Umfeld zu gefährden. Unserer Auffassung nach, ist der hübsche Fuchs mit dem intelligenten Blick ein Pferd für den großen Sport, denn genau dort will er hin – immer weiter nach vorn!