Viel Zeit, den Schock zu verdauen, blieb aber nicht. Noch während unser Tierarzt mit Sid beschäftigt war, hielt auch Bellaria den Zeitpunkt ideal zum Abfohlen. Bellaria ist eine Halbschwester von Sitnica von Mays legendärem Hengst Conversano Rosa und wie einige seiner Nachkommen wurde auch sie mit einer Prämie ausgezeichnet. 2019 schenkte sie uns ihr erstes Fohlen, die Stute Mariposa von S Neapolitano Serenata II, die wir an die Sandtime Farm verkaufen konnten. Dass wir überhaupt Lipizzaner verkaufen, grenzt ja eigentlich an ein Wunder, früher hat May die alle gehortet, aber mittlerweile konnten wir schon einige an interessierte Züchter vermitteln. Bellaria wurde sowohl in der Dressur als auch im Fahrsport gefördert - ihre Mutter Nerissa war ja vor allem im Vierspänner international erfolgreich unterwegs, solange sie mit einem etwas forscheren Pferd (in ihrem Fall meist Astoria oder ihre Tochter Pandora) angespannt wurde. Letzteres haben wir nach dem Absetzen ihres Fohlens jetzt auch wieder aufgenommen und innerhalb kürzester Zeit bildete sie mit Valesca (Maestoso Isadora x Orka) ein so tolles Team, dass die beiden das Dressurfahren im Rahmen der Rising Sun Jubiläumstage gewinnen konnten. Dementsprechend werden wir die beiden weiterhin gemeinsam vorstellen, Bellaria hat sich eine kleine Zuchtpause verdient.
Natürlich war auch sie Teil des Harems, das wir unserem Fabio (Favory Bravissima) zukommen ließen. Anders als ihre Halbschwester hatte Bellaria es aber mit dem Abfohlen nicht eilig, sondern ließ sich lieber zwei Wochen länger Zeit als erwartet. So unterschiedlich können selbst eng verwandte Stuten sein. Zum Glück wurden wir aber mit weiterem Drama verschont, die Geburt von Galatia verlief völlig ohne Komplikationen - und nach mehreren wirklich großen Fohlen aus unserem - zugegebenermaßen auch nicht gerade zierlichen - Hengst können wir jetzt wohl zurecht behaupten, dass Fabio recht groß vererbt, zumindest im Fohlenalter. Galatia ist jedenfalls ein gewaltiger Brocken, weniger langbeinig als ihre Halbgeschwister, aber verdammt barock gebaut. Und wir staunten nicht schlecht, als wir sahen, wie sie ausschimmelte. Dass sie ausschimmeln würde, war natürlich klar - bei zwei reinerbigen Eltern - aber niemand hatte damit gerechnet, wie schnell es gehen würde oder dass ihr Kopf deutlich länger farbig bleiben würde. "Roanie" nennt manch einer unseren kleinen Bomber, nachdem sie jetzt mit 7 1/2 Monaten schneeweiß ist mit dunklem Langhaar und braunem Kopf. Tatsächlich könnte man sie ganz leicht für einen Bay Roan halten, aber wir haben das Ergebnis des Gen-Tests schwarz auf weiß, dass sich da kein fremder Hengst reingemischt hat. Früher oder später wird also Roanies Kopf auch weiß werden, aber sie ist und bleibt jedenfalls eine Augenweide und auch sie wird womöglich in ein paar Jahren nicht nur unterm Sattel sondern auch vor der Kutsche zu bewundern sein, wenn sie nach ihrer Mutter kommt.